Nichts hat eine Bedeutung, außer der Bedeutung, die wir ihm geben.
Eines Tages stand ich vollkommen gestresst vor der Apotheke, um für meine kranken Kinder Medikamente zu besorgen. Ich musste noch zehn Minuten warten, ehe die Apotheke aufsperrte. In mir brodelte es und dachte nur daran, dass ich heim muss. Ich starrte auf die Uhr, keine Zeit verging. Also hockte ich mich auf die Stufe, um zu warten. Da fiel mir ein Stein auf. Ich dachte mir, der würde Hanna gefallen, er glitzert so schön in der Sonne. Sie würde ihn sofort aufheben, mit heim nehmen und ihn behüten wie einen Schatz. Ich hätte ihn wahrscheinlich nicht mal bemerkt, aber Hanna hätte ihn schon von 3 Meter Entfernung entdeckt. Wie ich so auf diesen glitzernden, von der Sonne beschienenen Stein starrte, fragte ich mich, wie lange er hier wohl schon liegt, völlig ruhig, manchmal hin und hergeschoben von eiligen Füßen. Je mehr ich mich in die Welt dieses Steines hineindachte, wie es wohl ist, einfach da zu sein, von der Sonne beschienen, ruhig, gelassen abwartend, wie sich der Schatten langsam vortastet; sich wundernd über die Menschen, die eilig vorbeihasten mit strengen Gesichtern – desto ruhiger und gelassener wurde ich. Plötzlich kam es mir vor, als würde mir der Stein eine Geschichte erzählen, wie er vor dieses Haus gebracht wurde und wie er hier lebt, während Sommer und Winter vergehen. Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass Zeit überhaupt keine Rolle spielt – ich spürte eine tiefe Ruhe in mir. Als die Apotheke öffnete, verbrachte ich noch ein paar Augenblicke mit dem Stein und dankte ihm für seine Botschaft. Ich hatte sogar das Gefühl, dass auch er glücklich war über die Begegnung. Vielleicht musste es so sein, dass ich hier her komme, sonst hätte ich nicht so viel über Ruhe und Gelassenheit gelernt. Und vielleicht hat sich das alles nur in meinem Kopf abgespielt. Tatsache ist, dass ich völlig ruhig und mit dem Gefühl, etwas Neues gelernt zu haben, nach Hause fuhr. Noch heute, wenn ich an diesen Kieselstein denke, löst das in mir ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit aus.
Nichts hat eine Bedeutung, außer der Bedeutung, die wir ihm geben.
Der Stein an sich hat vielleicht keine Bedeutung. Ich habe ihm eine bestimmte Bedeutung gegeben und dadurch etwas Kostbares für mich gelernt.
So einfach und fantastisch kann Lernen sein.
Lernen, wie ich es verstehe, beschränkt sich nicht auf Lernen in der Schule, sondern ist ganzheitliches Lernen: mit Herausforderungen des Lebens flexibel, kreativ und zielgerecht umgehen. Herausfordernden Situationen begegnen wir täglich sowohl im Beruf, als auch in privaten Beziehungen. Und gerade im Beruf werden immer mehr Anforderungen gestellt und wir müssen immer wieder neue Fähigkeiten erlernen.
Als Sprachwissenschaftlerin, Deutsch-Trainerin und Trainerin für Persönlichkeit und Kommunikation kam ich vor ein paar Jahren erstmals mit Neurolinguistischem Programmieren (NLP) in Kontakt. Es hat mich sofort fasziniert und war erstaunt, was mit Hilfe der Vorstellungskraft alles möglich ist.
Lernen heißt nicht nur aus Büchern zu lernen. Lernen können wir von allem: von Gegenständen, wie meine Stein-Geschichte sehr gut veranschaulicht, von Menschen, Tieren, von der Natur usw. Wir können immer und überall lernen. Es liegt nur an uns, dies zu entdecken und es zuzulassen.
„Wer lange glücklich sein will, muss sich oft verändern.“ (Konfuzius)
Nicht das viele Wissen, nicht die auswendig gelernten Lehrsätze, nicht die vielen gelesenen Ratgeber und Lehrbücher, sondern die Vorstellungen, die inneren Überzeugungen, die Welt- und Menschenbilder, mit denen wir herumlaufen, bestimmen unser Denken und Handeln. Sie versuchen wir zu verwirklichen, ihnen folgen wir. Diese einmal erworbenen Haltungen (Einstellungen, Überzeugungen, Vorstellungen, Ideen) bestimmen darüber, wie und wofür ein Mensch sein Gehirn benutzt, wie er sich in bestimmten Situationen verhält. Entscheidend dafür, was eine Person wahrnimmt, worum sie sich kümmert, was sie als bedeutsam erachtet, wie sie sich äußert und verhält – und damit wie und wofür sie ihr Gehirn benutzt-, sind nicht die objektiven Gegebenheiten, sondern die jeweilige subjektive Bewertung dieser Gegebenheiten durch die betreffende Person. Und die wird maßgeblich bestimmt durch die von dieser Person im Lauf ihres bisherigen Lebens gemachten Erfahrungen und die daraus entstandenen inneren Einstellungen, Haltungen und Vorstellungen.
Vor kurzem hab ich mit dem Sohn einer Freundin Deutsch gelernt. Das erste was ich zu hören bekam war: „Das kann ich nicht, erklär es mir bitte.“ Mit seiner Mama hat er auf diese Weise gelernt. Sie hat es ihm 50mal erklärt und die Lösungen ins Heft geschrieben. Vielleicht hat er es dann auch irgendwann verstanden, aber spätestens nach dem Wochenende war alles wieder weg. Wenn wir uns ehrlich sind, haben wir in der Schule immer so gelernt. Wir haben das meiste auswendig gelernt und nie verstanden und spätestens nach der Prüfung war alles wieder vergessen.
Ich hab ihm dann gesagt: „Du kannst es noch nicht. Probier es!“ Und dann hab ich ihn probieren lassen. Stundenlang sind wir dabei gesessen und am Ende hat er es wirklich kapiert. Warum? Weil er selber drauf gekommen ist. Und so soll es sein. Man muss was tun, um was zu (er)lernen. Nur vorbeten bringt gar nichts. Das hat sich dann auch positiv bei den nächsten Schularbeiten ausgewirkt. Und vor allem kann er es auch heute noch.
Die wichtigsten Erfahrungen machen Menschen immer dann, wenn sie gezwungen sind, bestimmte Probleme eigenständig zu bewältigen. Dabei eignet sich jeder Mensch neben bestimmten Fähigkeiten und Fertigkeiten auch Wissen an, das er für die Lösung künftiger Probleme nutzen kann.
Wenn du das tust, was du schon immer getan hast,
wirst du das bekommen, was du schon immer bekommen hast.
WENN DU ETWAS ANDERES WILLST;
DANN MACHE ETWAS ANDERES
Alles Liebe, Kerstin